Laktattest richtig durchgeführt

Der Laktattest ist eines der bekanntesten leistungsdiagnostischen Verfahren. Die Laktatmessung erfolgt durch die Analyse eines Kapillar-Bluttropfens aus dem Ohrläppchen. Über das gemessene Laktatniveau können Rückschlüsse auf die Stoffwechselsituation getroffen werden. Insbesondere durch die Bestimmung der Schwellen und unter Berücksichtigung der Laktat-Turn-Points (LTP) können unter anderem Trainingsherzfrequenzbereiche zur Verbesserung und Ökonomisierung des Fettstoffwechsels ermittelt werden.

Der Laktattest wird oft kontrovers diskutiert. Es gibt mit der Spiroergometrie ein genaueres und zuverlässigeres Verfahren, um die Leistungsfähigkeit zu testen. Trotzdem kann mit der Laktatmessung ein sehr guter Einblick in die metabolische Belastung gegeben werden.

Nutzt man Laktat als diagnostischen Parameter zur Beurteilung der Ausdauer-Leistungsfähigkeit, ist für die Einhaltung der Qualitätsgütekriterien ein entsprechendes Protokoll einzuhalten:

  • Zeitlicher Abstand zu Wettkämpfen
  • Ruhetag vor dem Test
  • volle Kohlehydratspeicher für den Test
  • keine Aufnahme von Kohlehydraten unmittelbar vor dem Test

Häufige Fragen

Laktat ist ein wichtiger Stoffwechselmetabolit, der zwischen unterschiedlichen Zellen, Geweben und Organen mittels Transportproteinen hin und her transportiert und dort der oxidativen Energiebereitstellung zugeführt wird. Transportprozesse spielen sowohl bei der Verteilung dieses wichtigen Stoffwechselmetaboliten als auch bei der pH-Regulation eine wichtige Rolle. Zusätzlich wird Laktat eine steuernde und regulierende Signalfunktion bei Gewebsanpassungen zugewiesen.

Ein Laktattest ist eine Methode der Trainings- und Wettkampfsteuerung. Durch den Laktatwert kann auf die Stoffwechsellage während der Belastung geschlossen werden. Bei gleichzeitiger Erfassung der Herzfrequenz können für unterschiedliche Trainingsreize (aerob bzw. anaerob) die Herzfrequenzzonen bestimmt werden.

Es gibt drei wesentliche Aspekte:

  1. Bestimmung der Trainingsherzfrequenz
  2. Ermittlung des möglichen Wettkampftempos
  3. Verlaufskontrolle im Trainingsprozess

In der Laktatdiagnostik wird die Blutlaktatkonzentration im Kapillarblut meist aus dem Ohrläppchen (ca. 20 µl) mittels Laborgeräten mit biochemische bzw. fotometrischen Analysen gemessen. Trockenchemische Teststreifen sind in der Laktatmessung oft sehr ungenau. Bei der Messung ist es wichtig, dass nach den entsprechenden Richtlinien vorgegangen wird. Dazu gehört die Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren auf die Konzentration der Stoffwechselgröße Laktat.

Die Blutlaktatkonzentration kann im Kapillarblut am ganzen Körper gemessen werden und ist überall gleich. Das Ohrläppchen hat sich aufgrund der geringen Nervenenden und dadurch geringen Schmerzempfindlichkeit als geeignet erwiesen. Bei Selbstmessung wird oft die Fingerbeere genommen, jedoch gilt es, den Bluttropfen frei von Schweiß zu halten, da dies sonst die Messung verfälscht.

Es gibt unterschiedliche Laktatschwellen, die durch stufenförmige, ansteigende Belastungsprogramme bestimmt werden können. Meist ist mit der Laktatschwelle die „aerob-anaerobe Schwelle“ als Bereich des Übergangs zwischen der rein aeroben zur partiell anaeroben laktazid gedeckten muskulären Energiebereitstellung gemeint. Die verschiedenen Laktatschwellenkonzepte lassen sich in drei Gruppen zuordnen:

  1. Schwellen, die indirekt das MaxLaSS bestimmen sollen
  2. Schwellen, die den ersten Anstieg der Laktatkurve kennzeichnen
  3. Schwellen, die wahrscheinlich von Trainingslaktatwerten abgeleitet werden

Fakt ist, dass bei hoher Beanspruchung auch das Laktatmilieu steigt. Fakt ist auch, dass bei zu großer Beanspruchung das Bindegewebe um die Muskulatur überreizt oder sogar geschädigt wird. Früher wurde angenommen, dass diese Übersäuerung für die Muskelschmerzen, die wir gerne als Kater bezeichnen, verantwortlich ist. Der vermeintliche Zusammenhang ist jedoch falsch. Muskelkater und hohes Laktat haben keinen physiologischen Zusammenhang.

Laktat alleine ist nicht aussagekräftig!!

Ein Laktattest kann in seiner Aussagekraft unzuverlässig werden, wenn die Testvorbereitung mangelhaft ist. Um die Stoffwechselsituation verlässlich beurteilen zu können, bestimmen wir neben Laktat auch den Blutzucker (Glucose), um die ausreichende energetische Versorgung zu kontrollieren.

Laktatmessung mit Laborgerät

Zur Erfüllung des höchsten Qualitätsstandard messen wir nicht mit mobilen Handmessgeräten oder mit Teststreifen, sondern mit einem geeichtem Laborgerät. Wir nutzten das Dr. Müller Super Gl Ambulance Laktatmessgerät. Es entspricht mit seiner hohen Messgenauigkeit höchsten Laborstandards und zeigt nur geringe Messabweichungen mit einem Variationskoeffizienten von < 1,5 % bei der Glucosemessung [Messbereich 0,8 mmol/l bis 50 mmol/l (11 mg/dl bis 910 mg/dl)] und < 2,5 % bei der Laktatbestimmung [Messbereich 0,5 mmol/l bis 30 mmol/l (4,5 mg/dl bis 270 mg/dl)] 

Auswahl des richtigen Testprozederes bzw. das richtige Testprotokoll

Bei allen unseren leistungsdiagnostischen Paketen nutzen wir einen Laktatstufentest zur Ermittlung der fixen Laktatschwellen (2 mmol und 4 mmol Schwelle), zur Bestimmung der individuellen Schwellen und der Trainingsherzfrequenzzonen für das Training. Mit Hilfe einer genauen und umfangreichen Anamnese, sowie durch unsere langjährige Erfahrung, wählen wir das richtige Testprotokoll für Ihre Erstuntersuchung und Ihre Rechecks aus. Nur so sind Folgediagnostiken miteinander vergleichbar. Unser HP Cosmos pulsar 4.0 Hochleistungslaufband wird digital angesteuert, um das gewählte Testprotokoll exakt einhalten zu können. Durch all diese Maßnahmen sind Laktattests im Labor sehr gut vergleichbar und bieten eine hochsensitive Möglichkeit, Änderungen in der Leistungsentwicklung zu erfassen.

Ablauf eines Laktatstufentests

Der Laktattest wird mit einem stufenförmigen ansteigenden Belastungsprogramm durchgeführt. Im Rahmen einer Leistungsdiagnostik (Leistungsdiagnostik Wien – Sportordination) kann bei uns der Laktatstufentest Indoor entweder am Ergometer (Radfahren) oder am Laufband absolviert werden. Bei allen Testprotokollen, egal ob Labortest in der Sportordination oder Feldtest auf einer Laufbahn (Termine für Laktatstufentest auf der Laufbahn – Sportordination) wird die Leistung -also Geschwindigkeit bzw. Watt-Leistung – stufenförmig gesteigert. Gegen Ende jeder Stufe werden Laktat und Glucose über Blutabnahme (Tropfen von 20 µl) vom Ohrläppchen gemessen. Weiters wird die Herzfrequenz registriert und aufgezeichnet. In der Sportordination kann der Laktatstufentest mit einem Belastungs-EKG in einem Termin kombiniert werden. Mit dem Ergebnis des Laktatstufentests ermitteln wir Ihre persönlichen „Schwellen“ und Herzfrequenzzonen für Ihr Training.

Leistungsentwicklung und Verbesserungen beim Laktatstufentest

Neben der Bestimmung der Trainingsherzfrequenz, der Laktatschwellen und zur Renntempoermittlung dient der Laktatstufentest auch zur Trainingskontrolle und Dokumentation des Trainingsfortschritts. Bei Folgediagnostiken ist neben der Einhaltung der Qualitätsgütekriterien darauf zu achten, dass das Testverfahren ident mit dem Vergleichstest durchgeführt wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Veränderungen richtig interpretiert werden können.

Beispiel 1: Rechtsverschiebung der Laktatkurve

Eine Rechtsverschiebung der Laktatkurve – im Verlaufsvergleich – bedeutet eine Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit, da weniger Laktat bei gleicher Belastung anfällt.

Anmerkung zur Grafik: Rot: Erstdiagnostik / Grün: Folgediagnostik

Beispiel 2: Absenkung und Rechtsverschiebung der Laktatkurve

Der Best Case! Mit einer Absenkung und Rechtsverschiebung der Laktatkurve bei Längsschnittuntersuchungen kommt es nicht nur zu einer Verbesserung des Ausdauerleistungsvermögens, sondern lässt es auch auf eine Verbesserung des aeroben Stoffwechsels, insbesondere des Fettstoffwechsels bei niedrigen Belastungen schließen.

Anmerkung zur Grafik: Rot: Erstdiagnostik / Grün: Folgediagnostik